Bull-etin Zug

Ende Oktober verlor der EV Zug nicht nur das Spiel gegen den HC Ambrì-Piotta, sondern auch seinen Captain Jan Kovar (33). Der Zuger Leitwolf verletzte sich am Bein und fällt sechs bis acht Wochen aus. EVZ-Sportchef Reto Kläy sondiert den Transfermarkt und will im Idealfall in der Länderspielpause seinen Ersatz präsentieren. Doch was gibt besagter Transfermarkt überhaupt her?

Es gibt für einen Sportchef dankbarere Aufgaben, als einen Ersatz für einen verletzten Spieler wie Kovar zu suchen.
Monika Majer / RvS.Media

Captain und Leitwolf Jan Kovar (33) muss mit einer Beinverletzung sechs bis acht Wochen pausieren. Damit muss der EVZ auf einen seiner wichtigsten Einzelspieler und Antreiber für längere Zeit verzichten. Kovar wird gemäss der prognostizierten Ausfalldauer zwischen Mitte und Ende Dezember zurückkehren. Ein Blick auf den Spielplan zeigt, dass die Nummer 43 damit noch rund 10 Spiele verpassen wird. Daher stellt sich für Headcoach Dan Tangnes und Sportchef Reto Kläy die Frage, wie man diesen Ausfall kompensieren soll. Nach den Aussagen von Kläy gegenüber der Luzerner Zeitung ist klar, dass man einen Ersatz verpflichtet will.

Eine interne Lösung kann langfristig keine Lösung sein

Kurzfristig wird der Ausfall des Captains intern aufgefangen. Zuletzt rückte Andreas Wingerli (26) auf die Kovar-Position und Dario Simion (29) rückte in die erste Linie. Neu ins Lineup rückte Youngster Tim Muggli (20). In dieser Situation kommt dem EVZ die Polyvalenz seiner Spieler zugute. Neben Wingerli können mit Brian O’Neill (35, trägt derzeit das «C»), Dario Allenspach (21) und Attilio Biasca (20) drei weitere Flügelspieler problemlos auf der Centerposition eingesetzt werden. Langfristig allerdings kann der Kovar-Ausfall so nur bedingt aufgefangen werden. Die Offensive hat zwar immer noch genügend Qualität, aber es fehlt ein bullystarker Spielmacher und ein Spieler, der mit physischer Spielweise für Akzente sorgen kann. Dass diese Elemente fehlen, wird sich wohl früher oder später bemerkbar machen. Dazu hat Wingerli bislang die schwächere Quote beim Bully (47.62%) als der Zuger Captain (56.48%). Auch im ohnehin schon schwachen Powerplay ist die Absenz des Leitwolfs spürbar.

Darum lohnt sich die Verpflichtung eines neuen Importspielers

Der EV Zug hat erst sechs Importlizenzen verbraucht. Das tritt im Vergleich zu den Liga-Konkurrenten nur noch auf den Spitzenreiter HC Fribourg-Gottéron zu. Alle anderen Teams haben schon mindestens sieben Importspieler verpflichtet und/oder eingesetzt. Daher gibt es noch genügend Spielraum, um gezielt eine Lizenz für einen Ersatz zu verwenden.
Ausserdem dürfte die Chance auf einen guten Transfer im Moment noch besser sein als im späten November oder gar Dezember. Hinzu kommt, dass man im Frühjahr meist ohnehin einen zusätzlichen Importspieler als Absicherung für die entscheidende Meisterschaftsphase verpflichtet. Dem könnte der EVZ nun bereits vorgreifen.

Was gibt der Transfermarkt her?

Gesucht wird in erster Linie ein Center und somit ein Eins-zu-Eins-Ersatz für den tschechischen Leitwolf. Gemäss Kläy soll ein robuster Spielmacher verpflichtet werden. Ein Blick auf Eliteprospects zeigt, dass die Auswahl an verfügbaren Centern eher gering ist – gerade unter Berücksichtigung dieses Kriteriums. Einige Spieler gibt es dennoch, welche möglicherweise in Frage kommen könnten:

Riley Sheahan (31, 188cm/98kg)

Der 31-jährige Kanadier spielte in der letzten Saison beim EHC Biel (16 Spiele, acht Skorerpunkte) und würde daher die Liga bereits kennen. Auf Eliteprospects wird Sheahan als «starker Center mit ausgezeichneten defensiven Fähigkeiten» beschrieben. Er würde aufgrund seiner Postur ins Profil passen, wäre jedoch offensiv weniger produktiv als es Kovar ist. Er bringt reichlich NHL-Erfahrung (670 Spiele, 201 Skorerpunkte) mit sich.

Alex Chiasson (33, 193cm/94kg)

Der 33-jährige Kanadier ist eine imposante Erscheinung auf dem Eis. Chiasson bringt mit seiner Postur viel physische Präsenz mit sich und kann vor dem Tor seine Stärken ausspielen, was auch im Powerplay wichtig sein kann. Zudem kann er neben der Centerposition auch auf dem rechten Flügel eingesetzt werden. Chiasson bestritt im Vorfeld dieser Saison einen Tryout bei den Boston Bruins, erhielt aber keinen Vertrag. Die letzte Saison begann für ihn nach kurzer Vereinslosigkeit im November 2022 beim AHL-Team der Detroit Red Wings, wo er sich mit starken Leistungen für die NHL empfehlen konnte und dort auch die Saison zu Ende spielte. Davor war er von 2013 bis 2022 ununterbrochen als Stammspieler in der NHL tätig und gewann 2018 mit den Washington Capitals den Stanley Cup.

Josh Bailey (34, 185cm/91kg)

Der Kanadier ist zwar ein Flügelspieler, kann aber auch auf der Centerposition eingesetzt werden. Bailey ist ein flexibel einsetzbarer Stürmer, der im Scouting Report von SportsForecaster als «Schweizer Taschenmesser auf Schlittschuhen» bezeichnet. Er besitzt demnach sowohl defensive als auch offensive Fähigkeiten und soll «ein weitaus besserer Passgeber als Schütze» sein. Diese Flexibilität könnte von Vorteil sein im weiteren Saisonverlauf, gerade bei weiteren Ausfällen. Darüber hinaus bringt der 34-Jährige die Erfahrung aus 1'128 NHL-Spielen (630 Skorerpunkte) mit sich. Er verbrachte sein gesamte NHL-Karriere bei den New York Islanders (2008-2023), wo er zwischenzeitlich auch mit Nino Niederreiter und Mark Streit zusammenspielte.

Auch ein Flügelstürmer könnte eine Option sein

Gerade weil dem EV Zug nun auch ein Ausfall von Flügelspieler Grégory Hofmann (30) droht, könnte auch die Verpflichtung eines Flügelspielers eine Option sein. Hofmann musste den Karjala Cup wegen einer Verletzung vorzeitig abbrechen und in die Schweiz zurückkehren. Zurzeit ist noch unklar, ob und wie lange er ausfallen wird. Aber auch gerade weil Wingerli seine Sache als Center bislang sehr ordentlich macht, könnte die Verpflichtung eines spielstarken Flügelstürmers eine Möglichkeit sein. Tatsächlich findet man auf Eliteprospects auch hier einige Profile, welche passen könnten:

Dustin Jeffrey (35, 185cm, 93kg)

Es dürfte kaum einen derzeit vertragslosen Importspieler geben, der die Liga besser kennt als der 35-jährige Dustin Jeffrey. Er spielte von 2016 bis 2020 für den Lausanne HC (209 Spiele, 202 Skorerpunkte) und von 2020 bis 2022 für den SC Bern (80 Spiele, 60 Skorerpunkte). In der Saison 2017/18 war er mit 57 Skorerpunkte gar Liga-Topskorer. In der letzten Saison verbuchte er für die Grizzlys Wolfsburg 56 Skorerpunkte in 68 Spielen und scheint damit nach einem durchzogenen SCB-Engagement wieder zur alten Stärke zurückgefunden zu haben. Er kann sowohl auf der Centerposition als auch auf dem linken Flügel eingesetzt werden.

Jesse Puljujärvi (25, 193cm/91kg)

Der finnisch-schwedische Doppelbürger würde ins gesuchte Profil passen. Der Scouting Report auf Eliteprospects beschreibt ihn als «cleverer Spieler an beiden Enden des Eises, sowohl auf als auch neben dem Puck. Große Arbeitsmoral und positive Einstellung. Er ist eher ein Spielmacher als ein Torschütze und könnte seine Schießkünste verbessern, obwohl er bereits über einen präzisen Schuss verfügt. Scheut sich nicht vor körperlichem Einsatz, könnte aber seine Größe noch mehr zu seinem Vorteil nutzen».
Puljujärvi wurde 2016 in der ersten Runde des NHL Entry Drafts an vierter Stelle von den Edmonton Oilers gedraftet. Seither bestritt er 344 Spiele (118 Skorerpunkte) für die Oilers sowie zum Ende der letzten Saison 17 Spiele (zwei Skorerpunkte) für die Carolina Hurricanes. Der 25-Jährige erhielt in der Off-Season keine Qualifying Offer und unterzog sich einer doppelten Hüft-Operation, von der er sich in Finnland erholt. Allerdings soll sich der Stürmer sehr gut fühlen und der Reha-Prozess gut verlaufen. Der 25-Jährige hat allerdings in erster Linie eine Rückkehr in die NHL im Visier.

Matt Frattin (35, 183cm/93kg)

Der 35-jährige Kanadier kann auf beiden Flügelpositionen eingesetzt werden und würde somit ebenfalls eine gewisse Flexibilität mit sich bringen. Auch er kennt die Liga durch ein kurzes Engagement beim Lausanne HC zum Ende der Saison 2017/18 (4 Spiele, vier Skorerpunkte) bereits. Frattin, der bereits vor seinem Lausanne-Engagement in der KHL spielte, bestritt von 2017 bis 2022 für Barys Astana (später Barys Nur-Sultan) und AK Bars Kazan 254 Spiele (151 Skorerpunkte). In der letzten Saison spielte er für den HC Bolzano in der ICEHL und verbuchte in 59 Spielen 34 Skorerpunkte.

Entscheidung könnte in der kommenden Woche fallen

Reto Kläy hat bereits mehrfach betont, dass man keinen Schnellschuss tätigen werde. Medienberichten zufolge ist mit einer Entscheidung beziehungsweise mit einem Transfer in der kommenden Woche zu rechnen. Die Zuger kehren am kommenden Mittwoch (15. November) in den Spielbetrieb zurück und empfangen den Spitzenreiter HC Fribourg-Gottéron zum Spitzenkampf. Ob da bereits ein neuer Importspieler dabei sein wird?

Informationsquellen

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