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Nun herrscht Klarheit: Nico Gross (23) verlässt den EV Zug nach vier Jahren und mindestens zwei Meistertiteln in Richtung Davos. Damit wird im Zuger Kader eine Planstelle frei, welche neu besetzt werden muss. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um diesen Kaderplatz zu besetzen. Möglicherweise könnte ein ehemaliger EVZ-Junior aus der NCAA die perfekte Lösung sein.

Für den EV Zug und seinen Sportchef Reto Kläy ist es eine Transferniederlage – eine mit Seltenheitswert. In den letzten Jahren ist es selten passiert, dass ein Spieler mit viel Potenzial den Club trotz entsprechender Bemühungen von Kläy verlässt. Nico Gross (23) hat sich gegen den EV Zug und für den HC Davos entschieden, weil er da grössere Chancen für seine persönliche Weiterentwicklung sieht.

Nun stellt sich die Frage, wie der EVZ die damit entstandene Planstelle besetzen will. Für die kommende Saison stehen bislang sieben Verteidiger unter Vertrag. Unklar ist noch die Zukunft der beiden Eigengewächse Rémi Vogel (21) und Arno Nussbaumer (20). Die beiden Youngster sammeln derzeit in der Swiss League bei La Chaux-de-Fonds Spielpraxis. Es ist denkbar, dass einer der beiden Spieler einen neuen Vertrag bekommt, so wurde es zuletzt auch in den Medien spekuliert. Dass beide Spieler mit einem neuen Vertrag ausgestattet werden, scheint derzeit keine Option.

So kann der Abgang mit einer internen Lösung kompensiert werden

EVZ-Sportchef Reto Kläy wird zunächst prüfen, welche Lösungen sich im eigenen Verein bieten. Dabei gibt es durchaus spannende Optionen:

Rémi Vogel (21) und Arno Nussbaumer (20)

Diese beiden Lösungen liegen natürlich auf der Hand. Beide Spieler gehören schon zum Profikader und besitzen NL-Erfahrung. Die beiden Spieler, welche derzeit an das SL-Topteam HC La Chaux-de-Fonds ausgeliehen sind, besitzen unterschiedliche Spielprofile. Beide Spieler gehören beim HCC zu den Top-4-Verteidigern. Während Vogel vor allem im Boxplay eine wichtige Rolle spielt, kann Nussbaumer sowohl im Powerplay als auch im Boxplay für Akzente sorgen. Daher dürfte es auch eine Rolle spielen, welches Profil Kläy sucht. Vogel hat den Vorteil, dass er in der letzten Saison die kompletten Playoffs mit dem Team bestritten und sein erstes Tor erzielt hat. Ein Nachteil ist, dass beide Spieler nicht gerade mit physischer Präsenz glänzen können.

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Erhält Rémi Vogel nach dem Gross-Abgang eine neue Chance?
Monika Majer / RvS.Media

Tim Horak (18) und Mischa Geisser (17)

Auch aus dem U20-Eliteteam der Zuger gibt es einige Möglichkeiten. Eine Option könnten Tim Horak und Mischa Geisser sein. Die beiden Youngster wollen in die Fussstapfen ihrer bekannten Verwandten treten beziehungsweise deren Weg folgen: Tim Horak ist der Sohn von Jakub Horak (ehemaliger EVZ-Spieler, Sportchef und Schweizer Meister 1998), Mischa Geisser ist der Cousin von Tobias Geisser. Beide Spieler gehören seit einigen Jahren zu verschiedenen Nachwuchs-Nationalmannschaften. Ein grosser Pluspunkt der beiden Youngster ist ihre physische Präsenz auf dem Eis, welches eine wichtige Komponente ist. Geisser konnte sich bislang in der Offensive besser in Szene setzen und konnte auch da seine Qualitäten beweisen.

Nic Balestra (18)

Logisch, dass er als Captain des U20-Teams auch ein Kandidat für den Sprung in die Profimannschaft ist. In der laufenden Saison konnte sich Balestra insbesondere offensiv auffällig in Szene setzen, gemeinsam mit Teamkollege Ludvig Johnson ist er der offensivstärkste Verteidiger seines Teams. Wie Geisser und Horak spielte er schon für verschiedene Nachwuchs-Nationalmannschaften, zuletzt für die U18-Nationalmannschaft.

Kommt der neue EVZ-Verteidiger aus der NCAA?

Der Blick von EVZ-Sportchef Reto Kläy könnte aber auch nach Nordamerika gehen – genauer gesagt in die NCAA. Dort bestreitet ein gewisser Cédric Fiedler (22) sein viertes und letztes Jahr an der Western Michigan University. Fiedler stammt aus dem EVZ-Nachwuchs und durchlief ab 2015 diverse Nachwuchsstufen, ehe er 2018 nach Nordamerika wechselte. Zunächst spielte er zwei Jahre in der USHL bei Fargo Force und nun seit 2020 in der NCAA. Fiedler, der neben dem Schweizer Pass auch die Staatsbürgerschaft der USA besitzt und dort geboren ist, wurde 2022 ins Prospect Camp der Detroit Red Wings eingeladen. Ob der 22-Jährige reelle Chancen auf einen Platz in der NHL hat, ist schwierig zu sagen. Dass er im NHL Entry Draft nicht gezogen wurde, hilft ihm sicherlich nicht.

Sollte es mit einer Karriere in Nordamerika nicht klappen, dürfte sein Dossier für den EVZ von grossem Interesse sein. Fiedler besitzt Gardemasse (191cm, 93kg) und würde somit die nötige Physis einbringen, welche im Zuger Defensivverbund teilweise fehlt. Gerade deshalb wäre er ein guter Ersatz für Gross, welcher bislang als einer der einzigen Zuger Verteidiger durch körperbetonte Zweikämpfe ein Zeichen setzen konnte. Fiedler genoss beim EVZ nicht nur Teile seiner Nachwuchsausbildung, sondern hat 2018 auch die EBA-Ausbildung im Rahmen von «The Hockey Academy» abgeschlossen.

Diese Optionen bietet der Transfermarkt

Einige Verteidiger sind auf dem Transfermarkt noch verfügbar, welche möglicherweise aufgrund ihres Profils ein Thema sein könnten:

Tobias Fohrler (26, HC Ambri-Piotta): Der 26-Jährige ist in Zug kein Unbekannter. Die Zuger holten ihn 2015 aus Deutschland in die Schweiz, danach spielte er für die Zuger U20 sowie das Academy-Farmteam. Zwischen 2016 und 2018 bestritt er für das NL-Team 76 Spiele (sieben Skorerpunkte). Seit 2019 spielt er für den HCAP und hat sich zu einem soliden und verlässlichen Defensiv-Verteidiger entwickelt. Er kann im Boxplay eine wichtige Rolle spielen und auch physisch Akzente setzen. Zudem gehört er seit 2019 zum erweiterten Kreis der deutschen Nationalmannschaft.

Phil Baltisberger (27, ZSC Lions): Der 27-Jährige ist ein solider und verlässlicher Defensiv-Verteidiger. Er spielt seit 2015 für den ZSC, hatte zuletzt aber aufgrund grosser Konkurrenz (Lehtonen, Geering, Weber, Kukan, Marti) einen schweren Stand. Weil schon sechs Verteidiger langfristig an die Lions gebunden sind und auch Youngster Daniil Ustinkov (17) mehr Eiszeit will, ist seine Zukunft ungewiss. Auch er kann mit seiner Postur physische Akzente setzen, sein offensiver Output ist gering.

Rocco Pezzullo (22, HC Ambri-Piotta): Der 22-Jährige konnte sich in dieser Saison wieder im Lineup der Leventiner festsetzen, nachdem er in den letzten zwei Jahren mehrheitlich beim Tessiner Farmteam parkiert wurde. Pezzullo besitzt sowohl offensiv als auch defensiv Qualitäten. Der HCAP hat für die kommende Saison bereits sechs Verteidiger unter Vertrag, ob Pezzullo einen neuen Vertrag bekommt ist im Moment unklar. Möglicherweise hilft ihm ein Tapetenwechsel bei der persönlichen Weiterentwicklung. Er spielte von 2018 bis 2021 für verschiedene U-Nationalmannschaften und bestritt drei Junioren-Weltmeisterschaften.

Thomas Moreno (21, Kokkolan Hermes/FIN): Ein interessanter Name, der wohl den wenigsten bekannt sein dürfte, ist Thomas Moreno. Der ehemalige Genf-Junior spielt seit dieser Saison in der zweithöchsten Liga Finnlands. Moreno hat bei Genf vor allem im Nachwuchsbereich seine Qualitäten unter Beweis gestellt. Der 21-Jährige ist sicherlich in seiner Entwicklung noch nicht am Ende angelangt und könnte ein interessanter Name sein. Als ehemaliger Captain der Genfer U17 und U20 besitzt der einstige Junioren-Nationalspieler zudem bereits Leadership-Erfahrung.

Es gibt noch weitere Verteidiger mit auslaufendem Vertrag, wie beispielsweise Dominik Egli (25, HC Davos), Marco Maurer (35, Genéve-Servette HC) und Davyd Barandun (23, HC Davos). Der offensivstarke Egli passt nicht in die Zuger Kaderplanung und könnte sein Glück möglicherweise in Schweden versuchen. Ein Wechsel nach Schweden war bei ihm bereits ein Thema, bevor er von Rapperswil nach Davos wechselte. Die Verpflichtung eines Routiniers wie Marco Maurer passt ebenfalls nicht in die Zuger Kaderplanung und bei Davyd Barandun stellt sich die Frage, ob seine Fähigkeiten zum EVZ passen.

Der Transfer eines Spielers wie P. Baltisberger, Fohrler oder Pezzullo dürfte nur dann zum Thema werden, wenn Kläy die Spieler aus den eigenen Reihen wie Vogel, Nussbaumer oder die U20-Spieler nicht als ideale Lösung betrachtet. Es ist aber wohl realistischer, dass der Kaderplatz von Nico Gross mit einem Spieler aus den eigenen Reihen oder mit der Rückkehr von Cédric Fiedler besetzt wird.

Die perfekte Lösung wäre es, mit jemandem aus dem Duo Nussbaumer/Vogel zu verlängern und Fiedler aus Nordamerika zurückzuholen. Dazu könnte man einen Spieler als 10. Verteidiger aus der U20 in den Profikader berufen.

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EVZ oder Nordamerika? - die Zukunft von Leon Muggli ist offen.

Zukunft von Leon Muggli als grosse Unbekannte

Nicht zu unterschätzen ist in diesen Planspielen die Zukunft des eigenen Super-Talents Leon Muggli (17). Der 17-Jährige besitzt gute Chancen, um im NHL Entry Draft 2024 gezogen zu werden. Es ist daher nicht auszuschliessen, dass Muggli im kommenden Sommer nach Nordamerika wechselt. Sollte es soweit kommen, hätten die Zuger nach aktuellem Stand nur noch sechs Verteidiger für die kommende Saison unter Vertrag.

Informationsquellen

- Die EP-Profile der U20-Spieler Nic Balestra, Mischa Geisser und Tim Horak.

- Das EP-Profil von Cédric Fiedler.

- Die EP-Profile von Arno Nussbaumer und Rémi Vogel.

- Die EP-Profile von Phil Baltisberger, Tobias Fohrler, Thomas Moreno und Rocco Pezzullo.

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