Bull-etin Zug

Ende Oktober 2023 verkündete der EV Zug im gleichen Atemzug den Abgang von Luca Hollenstein (23) und die Verpflichtung von Tim Wolf (31). Damit ist klar, dass die Zuger nach fünf erfolgreichen Saisons ein neues Torhüter-Gespann erhalten werden. Dass Sportchef Reto Kläy als Ersatz für den ambitionierten Luca Hollenstein den Routinier Tim Wolf verpflichtet, mag auf den ersten Blick überraschen. Der Transfer ergibt jedoch viel Sinn und ist bei Betrachtung der Alternativen die logische Lösung.

Tim Wolf ersetzt beim EV Zug ab der kommenden Saison Luca Hollenstein.

Der 31-jährige Tim Wolf übernimmt zur Saison 2024/25 den Posten von Luca Hollenstein (23), welcher seinerseits nach fünf Jahren EVZ zum HC Davos wechseln wird. Wolf hat einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Der gebürtige Zürcher wechselt vom Abstiegskandidaten HC Ajoie in die Kolinstadt und soll Leonardo Genoni (36) so gut ergänzen und herausfordern, wie dies Hollenstein zuletzt tat.

Für den 31-Jährigen ist es eine neuerliche Chance, sich bei einem Top-Team beweisen zu können. Er stammt aus dem Nachwuchs der ZSC Lions, weshalb seine Profikarriere in der Saison 2009/10 beim NLB-Farmteam GCK Lions lanciert wurde. Bereits in der darauffolgenden Saison 2010/11 folgte der erste Einsatz beim ZSC. Wolf spielte bis 2014 bei den Lions und absolvierte 19 Spiele für den ZSC. Hinzu kamen 74 Spiele für das Farmteam.

Nach seinem ZSC-Abgang folgten im weiteren Laufe seiner bisherigen Karriere viele Ups und Downs, deshalb eine kurze Zusammenfassung:

Erster Karriere-Rückschlag bei den SC Rapperswil-Jona Lakers

2014 verliess er die Lions-Organisation und wechselte zu den SC Rapperswil-Jona Lakers. Dort sollte der 22-jährige Wolf keinen geringeren als den ehemaligen Stanley-Cup-Sieger David Aebischer (45) beerben und mit dem ebenfalls erst 20-jährigen Ivars Punnenovs das Torhüter-Gespann bilden.

Die Lakers wurden zur Schussbude der Liga und stiegen schlussendlich im Frühjahr 2015 nach der verloren Liga-Qualifikation gegen die SCL Tigers ab. Das lag zwar nicht an den Leistungen der beiden jungen Goalies, dennoch wirkt es im Rückblick abenteuerlich, dass die Lakers trotz Abstiegsgefahr auf zwei junge und unerfahrene Goalies setzten.

Immerhin hatte es für Wolf den positiven Aspekt, dass er sich gegen seinen Kontrahenten durchsetzen konnte. Wolf bestritt 52 Spiele und es lag sicherlich nicht an ihm, dass die Lakers am Ende einer katastrophalen Saison abstiegen.

Reservistenrolle beim HCAP und Umweg NLB/SL

Nach dem Lakers-Abstieg wechselte er 2015 zum HC Ambri-Piotta und sollte den verletzten Michael Flückiger (39) ersetzten. Dort hatte er aber im Duell gegen den Ex-Zuger Sandro Zurkirchen (33) deutlich das Nachsehen. Wolf bestritt in der Saison 2015/16 lediglich fünf Qualifikationsspiele sowie zwei Playout-Spiele.

Zur Saison 2016/17 wechselte Wolf in die Swiss League (damals noch National League B) zum HC La Chaux-de-Fonds. Dort bildete er mit dem heutigen Sierre-Torhüter Remo Giovannini (32) das Torhüter-Gespann. Beim HCC behielt Wolf im internen Konkurrenzkampf deutlich die Oberhand und konnte sich gegen Giovannini durchsetzen, der zuvor während zwei Jahren Stammtorhüter war. Mit starken Leistungen trug Wolf seinen Teil dazu bei, dass der Club im Frühling 2017 nach drei Jahren erstmals wieder in den Playoff-Halbfinal vorstossen konnte.

Wolf spielte zwei weitere Saisons beim HCC und konnte seinen Stammplatz im Tor verteidigen. In seiner letzten Saison 2018/19 stiess er mit dem HCC bis in den Playoff-Final vor, wo der HC La Chaux-de-Fonds aber gegen den SC Langenthal verlor.

Der Wechsel zum HC Ajoie öffnete die Tür zur National League

Zur Saison 2019/20 wechselte Wolf zum Liga-Konkurrenten HC Ajoie. Auch dort konnte sich der künftige Zuger auf Anhieb als Stammtorhüter beweisen. Im Frühjahr 2021 setzte sich der HC Ajoie mit Tim Wolf im Tor sensationell im Playoff-Final gegen den EHC Kloten durch und schaffte den Aufstieg in die National League.

Der HC Ajoie war in seiner ersten NL-Saison wie erwartet die Schiessbude der Liga. Trotzdem gelang es den Jurassiern auch dank einem starken Tim Wolf, das eine oder andere Ausrufezeichen zu setzen. Der heute 31-Jährige hat einen starken Anteil daran, dass die Jurassier sich Schritt für Schritt in der Liga etablieren konnten und im letzten Jahr in der Liga-Qualifikation gegen den HC La Chaux-de-Fonds durchsetzen konnten.

2024 25 Tim Wolf

Momentan noch Gegner, ab der kommenden Saison Teamkollegen - Grégory Hofmann und Tim Wolf.
PostFinance/KEYSTONE/Georgios Kefalas

Für Tim Wolf war es auch ein persönlicher Erfolg. Sein Umweg über die Swiss League und seine Geduld haben sich ausgezahlt. Nun erfolgt mit dem Wechsel zum EV Zug im Frühjahr 2024 der nächste Karriereschritt. Mit den Zugern spielt Wolf wieder an der Tabellenspitze mit und muss sich keine Sorge mehr um einen allfälligen Abstieg machen. Zudem hat er beim EVZ mit Leonardo Genoni (36) einen Partner, von dem er trotz seines Alters noch einiges lernen kann.

Der Wolf-Transfer ist die perfekte Lösung für den EVZ

Neben Tim Wolf selbst profitiert auch der EV Zug von diesem Transfer. EVZ-Sportchef Reto Kläy ist es gelungen, den Abgang von Luca Hollenstein mit der bestmöglichen Option zu ersetzen. Es hätte auf dem Transfermarkt sicherlich attraktivere oder klangvollere Möglichkeiten gegeben. Allerdings musste Kläy einen Torhüter finden, der sich damit zufriedengibt, hinter Genoni maximal eine Nummer 1b zu sein und dem siebenfachen Schweizer Meister in wichtigen Spielen den Vortritt zu lassen. Zum anderen musste dieser Torhüter dennoch in der Lage sein, Genoni sportlich zu entlasten und gleichzeitig herauszufordern. Es gab auf dem Transfermarkt nicht viele Torhüter, bei denen dies zugetroffen hätte. In Anbetracht dessen ist Tim Wolf eine optimale Lösung. Zumal Wolf durch seine Zeit in der Swiss League und seine Playoff-Einsätze beim ZSC auch Erfahrung in wichtigen Spielen mitbringt.

Wolf wird seine Rolle ohne grossen Widerstand akzeptieren und seinen Teil dazu beitragen, dass der EV Zug trotz des Abgangs von Luca Hollenstein auch in der kommenden Saison über ein starkes und konkurrenzfähiges Goalie-Duo verfügt. So gesehen ist dieser Transfer erneut ein cleverer Schachzug von Sportchef Reto Kläy.

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