Bull-etin Zug

Trotz des überraschenden Blitz-Comebacks von Captain Jan Kovar (33) sucht Sportchef Reto Kläy immer noch nach einem zusätzlichen Importspieler. Dass sich Kläy auf dem Transfermarkt zurückhaltend zeigt und mit einem Transfer weiter zuwartet, kommt in Fankreisen nicht überall gut an. Doch die Zuger hatten in der Vergangenheit immer wieder ein gutes Händchen bei solchen Transfers – auch mit Geduld. Fünf Transfers waren dabei besonders erfolgreich.

Die Verpflichtung von Dennis Everberg war ein Glücksgriff.
PHOTOPRESS / Anthony Anex

Mittlerweile ist es fast schon Usus, dass während der Saison und spätestens kurz vor den Playoffs ein zusätzlicher Importspieler verpflichtet wird. Auch die Zuger haben dahingehend in der Vergangenheit einige Transfers getätigt. Mittlerweile ist der EV Zug in der National League neben dem HC Fribourg-Gottéron das einzige Team, welches nicht mehr als sechs Importspieler unter Vertrag genommen oder eingesetzt hat.

In der Vergangenheit gelangen auch dem EV Zug einige Glücksgriffe, wenn es darum ging, während der laufenden Saison neue Importspieler zu holen. Dabei waren es allen voran fünf Transfers, welche besonders gut funktioniert haben:

1. Dennis Everberg (31) – 41 Spiele, 36 Skorerpunkte – Saison 2018/19

Die Saison 2018/19 verlief im Bezug auf die Importspieler beim EVZ durchaus turbulent. Ende Oktober 2018 erlag Viktor Stalberg (37) dem KHL-Ruf, weshalb Sportchef Reto Kläy nach einem Ersatz Ausschau halten musste. 15 Tage später präsentierte er dessen 26-jährigen Landsmann Dennis Everberg. Der Schwede erwies sich als absoluter Volltreffer und sammelte bis Qualifikationsende 28 Skorerpunkte in 31 Spielen. Innert kürzester Zeit mauserte sich der sympathische Schwede auch zum Publikumsliebling, weil er mit seinem Spielstil begeistern konnte. Mit dem formstarken Everberg stürmte der EVZ in den Playoffs 2019 bis in den Playoff-Final, verpasste dort aber bekanntlich den Titel. Dafür war Everberg Teil jenes Teams, welches im Februar 2019 den Schweizer Cup gewann. Nach seinem EVZ-Gastspiel kehrte er zur Saison 2019/20 nach Schweden zurück und unterschrieb bei Rögle BK, wo er auch heute noch und bis 2027 unter Vertrag steht. Bei Rögle, wo er mittlerweile zum Captain-Team gehört, gelang ihm auch die Rückkehr ins schwedische Nationalteam. Mit Schweden nahm er 2022 am Olympia-Turnier teil und gehörte letztes Jahr zum WM-Kader.

2. Justin Abdelkader (36) – 22 Spiele, 17 Skorerpunkte – Saison 2020/21

Anfang Februar 2021 überraschte der EVZ mit der Verpflichtung des langjährigen Detroit-Spielers Justin Abdelkader. Der Provokateur war mit seiner körperbetonten Spielweise das fehlende Puzzle-Stück auf dem Weg zum ersten Meistertitel seit 1998. Auch bei den Fans wurde Abdelkader auf Anhieb zum Publikumsliebling. Der Meistertitel 2021 ist zweifelsohne eng mit dem Namen Abdelkader verbunden. So beliebt er bei den EVZ-Fans war, so sehr erhitzte er die Gemüter auf gegnerischer Seite bei Fans und Spielern gleichermassen. Im November 2022 kam Abdelkader nach dem Ausfall von Carl Klingberg überraschend erneut zum EVZ, sein zweites Gastspiel war aber weniger von Erfolg gekrönt. Seine Glanzmomente hatte der mannschaftsdienliche US-Amerikaner aber wiederum in den Playoffs, wo er bis zu seiner Verletzung ein wichtiger Faktor war. Seit dem Ende der letzten Saison ist er vereinslos. Seine Spielerkarriere dürfte – wenn auch noch nicht offiziell verkündet – zu Ende sein.

Legendär: Der Check von Justin Abdelkader gegen den Genfer Topskorer Henrik Tömmernes im Playoff-Final 2021.
Youtube/Halibali98

3. Esa Pirnes (46) – 32 Spiele, 26 Skorerpunkte – Saison 2011/12

Dieser Transfer war ein absoluter Volltreffer von Patrick Lengwiler, damals noch für die Transfergeschicke der Zuger verantwortlich. Pirnes landete im September 2011 überhaupt erst in Zug, weil Topskorer Josh Holden (45) schon nach dem ersten Saisonspiel eine lange Sperre erhielt. Der Finne verbuchte in den ersten acht Spielen acht Skorerpunkte und wurde innert kürzester Zeit zu einem Publikumsliebling. Beim denkwürdigen Sieg gegen die New York Rangers Anfang Oktober 2011 steuerte er zwei Tore bei, kurz darauf wurde sein befristeter Vertrag bis Saisonende verlängert. Dafür hatten sich auch die Fans stark gemacht, auf Facebook bildete sich damals die Gruppe «Esa Pirnes MUSS beim EVZ bleiben!!». Seine Vertragsverlängerung und die damit verbundene Rotation bei den Importspielern erzürnte den Spielmacher Glen Metropolit: «Da bin ich das eine oder andere Mal überzählig. Und das passt einem Spieler, der den Wettkampf liebt, nicht!».
Sportlich lief es dem EVZ dennoch hervorragend, die Mannschaft beendete die Qualifikation auf dem ersten Platz und scheiterte erst im Playoff-Halbfinal an den ZSC Lions. Dort sorgte ein Check von Pirnes gegen Domenico Pittis für Kontroverse. Pirnes verliess den EVZ nach der Saison und wechselte nach Schweden. Seine Karriere beendete er 2016 in Finnland bei seinem Stammclub Kärpät. Seit 2020 ist er für die New Jersey Devils als European Development Coach tätig.

Der umstrittene Check von Esa Pirnes gegen Domenico Pittis.
Youtube/swissNLAfanBackUp

4. Nick Shore (31) – 35 Spiele, 35 Skorerpunkte – Saison 2020/21

Die Begeisterung hielt sich in Grenzen, als der EV Zug Anfang 2021 den hierzulande unbekannten Nick Shore verpflichtete. Dass er davor zuletzt in der Slowakei gespielt hatte, half auch nicht unbedingt. Shore strafte schnell seine Kritiker und steuerte alleine bis Qualifikationsende 27 Skorerpunkte in 22 Spielen bei. Auch in den Playoffs spielte er eine wichtige Rolle und trug so einen entscheidenden Teil zum ersten Meistertitel des EVZ seit 1998 bei. Shore sammelte fleissig Skorerpunkte, war aber aufgrund seiner Spielweise dennoch kein auffälliger Spieler. Nach der Saison 2020/21 kehrte er in die KHL zurück. Zu Beginn der Saison 2022/23 kehrte er in die Schweiz zurück und unterschrieb beim HC Ambri-Piotta. Das Engagement in der Leventina verlief allerdings ohne grossen Erfolg, weshalb er den Verein nach wenigen Monaten wieder verliess und nach Schweden wechselte. Seit Oktober 2023 spielt er nach kurzer Vereinslosigkeit wieder für den schwedischen Club HV71.

5. Brian Flynn (35) – 26 Spiele, 15 Skorerpunkte – Saison 2018/19

Brian Flynn stiess im Januar 2019 aus der AHL zum EV Zug. Bei den Zugern etablierte er sich schnell als zuverlässiger Center und konnte sich im Hinblick auf die Playoffs einen Stammplatz erarbeiten. Der damals 30-jährige US-Amerikaner erwies sich insbesondere in jener entscheidenden Meisterschaftsphase als wichtiger Spieler. Er erzielte beispielsweise im vierten Playoff-Viertelfinalspiel gegen Lugano in der Verlängerung den entscheidenden Treffer, welcher seinem Team zum Sweep und zum Gewinn der Serie verhalf. Im Cupfinal steuerte er auf dem Weg zum Sieg zwei Assists bei. Nach der Saison verliess er den EVZ und wechselte zum Liga-Konkurrenten HC Ambri-Piotta, wo er zwei erfolgreiche Saisons (99 Spiele, 67 Skorerpunkte) spielte. 2021 kehrte für eine Saison in die AHL zurück und beendete im Frühling 2022 seine Profikarriere. Seit dieser Saison ist er als Pro-Scout für die Detroit Red Wings tätig.

Honorable Mentions – auch diese Transfers haben gut funktioniert

Domenico Pittis (49): Der Kanadier prägte während mehreren Jahren als Spieler des EHC Kloten (2004-2008) und der ZSC Lions (2008-2012) die Schweizer Liga. Die Saison 2012/13 bestritt er beim EHC Visp in der NLB und stiess für die Playoffs als Verstärkungsspieler zum EV Zug. Der damals bereits 38-jährige Stürmer kam überraschend zu acht Einsätzen und verbuchte drei Skorerpunkte. Dabei kam der mannschaftsdienliche Stürmer mehrfach anstelle von Edeltechniker Linus Omark zum Zug. Nach der Saison 2012/13 beendete er seine Karriere und kehrte nach Kanada zurück. Seither ist er dort als Trainer tätig und wirkte von 2015 bis 2021 beim AHL-Team Stockton Heat als Assistenztrainer. Seit 2021 arbeitet er im Women’s Hockey im Nachwuchsbereich.

Lee Goran (45): Der Kanadier stiess zu Beginn der Saison 2008/09 temporär zum EVZ, um verletzungsbedingte Ausfälle kompensieren zu können. Goran bestritt neun Spiele und verbuchte dabei elf Skorerpunkte. Danach kehrte er nach Schweden zurück. In den darauffolgenden Saisons 2009/10 und 2010/11 verstärkte er jeweils in der entscheidenden Meisterschaftsphase den SC Bern und wurde mit den Bernern 2011 Schweizer Meister. 2013 beendete er beim Linköping HC in Schweden seine aktive Karriere. Von 2013 bis 2018 arbeitete er in verschiedenen Rollen im College-Hockey.

Michal Repik (34): Der tschechische Stürmer wechselte Mitte Februar 2015 vom finnischen Club Pelicans Lathi zum EVZ und sollte die Zuger im Hinblick auf die Playoffs verstärken. Er kam insgesamt in vier Qualifikations- und drei Playoff-Spielen zum Einsatz und verbuchte fünf Skorerpunkte. Der damals 26-Jährige verliess den Club nach dem Aus im Playoff-Viertelfinal wieder. Danach spielte er in der russischen KHL sowie in der tschechischen Extraliga, wo er noch heute aktiv ist. Seit 2019 spielt er für den HC Sparta Prag und ist auch Captain des Teams. Der mittlerweile 34-Jährige gehört zu den besten Skorern des Teams und ist seit 2015 Teil des tschechischen Nationalteams. Mit Tschechien nahm er an zwei Olympischen Spielen (2018 und 2022) sowie an vier Weltmeisterschaften (2016, 2017, 2018 und 2019) teil.

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