Bull-etin Zug

Es ist leider keine Seltenheit mehr, dass sich Sportlerinnen und Sportler nach schwachen Leistungen immenser Kritik in der Anonymität des Internets ausgesetzt sehen. Davon kann seit letzter Woche auch EVZ-Torhüter Luca Hollenstein (23) ein Lied singen. Die massive Kritik, die dem Torhüter nach seinem Missgeschick im Spiel gegen den HC Davos wiederfahren ist, ging teilweise deutlich unter die Gürtellinie. Dabei sollten gerade die Fans des eigenen Vereins ihrem Spieler den Rücken stärken. Ein Appell an die Vernunft.

Für Luca Hollenstein war die erste Woche des neuen Jahres eine Achterbahnfahrt der Gefühlslagen.
Monika Majer / RvS.Media

Es ist ein rabenschwarzer Abend, den Luca Hollenstein am 4. Januar 2024 einzieht. Der EV Zug trifft an jenem Donnerstagabend auf den HC Davos und somit auf den zukünftigen Arbeitgeber des gebürtigen Churers. Dass Hollenstein spielt, liegt am krankheitsbedingten Ausfall von Stammtorhüter Leonardo Genoni (36) liegen.
Die Spiele gegen den HC Davos sind auch ohne personelle Konstellationen intensive Duelle mit viel Emotionen – sowohl auf als auch neben dem Eis. Durch den eher unerwarteten Einsatz von Hollenstein, der ab nächster Saison beim HC Davos spielt, erhält das Duell ein zusätzlich spannendes Element. Zumal beim HCD auch nicht Stammtorhüter Sandro Aeschlimann, sondern Gilles Senn im Tor steht. Also jener Torhüter, den Hollenstein ab Sommer 2024 beerben wird.

Harsche Kritik von den Fans

Das Spiel ist auf beiden Seiten geprägt von Fehlern und ungenügenden Torhüterleistungen. Luca Hollenstein wird schlussendlich ein Missgeschick zwei Sekunden vor Schluss beim Stand von 4:4 zum Verhängnis. Ohne dieses Missgeschick wäre es zu einer Verlängerung gekommen und der EVZ hätte mindestens einen Punkt geholt. Was aber nach dem Schock folgt, ist unschön und sollte in dieser Form niemals passieren. In Fanforen und sozialen Medien hagelt es Kritik am jungen Torhüter, welche teilweise weit unter die Gürtellinie ging.

Leider kommt es immer wieder vor, dass in der Anonymität des Internets im Frust gerne jegliche sozialen Gepflogenheiten vergessen werden. Kritik ist erlaubt und soll auch möglich sein, aber persönliche Angriffe, Beleidigungen und Unterstellungen sind unangebracht. Als Profisportler weiss Hollenstein genau, was er von einer solchen Leistung zu halten hat und ist selbst der Erste, der von sich enttäuscht ist. Dass man als Fan nach solch einem Spiel Enttäuschung und Frustration verspürt, ist legitim. Diese allerdings im Internet so kundzutun, geht nicht.

Tangnes stärkt Hollenstein den Rücken – er dankt es mit starker Leistung gegen Lugano

Von seinem Headcoach Dan Tangnes erhält Hollenstein volle Rückendeckung. Der zweifache Meistertrainer stellt sich demonstrativ vor seinen Schützling und sagt gegenüber den Medien, dass man ihn aufbauen werde. Auch er ist der Meinung, dass nach dem Spiel gegen Davos Grenzen überschritten wurden: «Das ist sehr enttäuschend und nicht zu tolerieren. Hier wurde eine rote Linie überschritten. Jeder Mensch darf Kritik üben, damit habe ich null Probleme. Nur sollte sie respektvoll und sachlich geäussert werden» (Zitat LZ-Artikel vom 07.01.24, Link in untenstehender Infobox). Es ist die einzig richtige Reaktion, zumal der EV Zug bereits beim darauffolgenden Spiel drei Tage später erneut auf die Künste Hollensteins angewiesen war. Weil Genoni immer noch angeschlagen war, spielte gegen den HC Lugano erneut Hollenstein. Verunsicherung? Fehler? Fehlanzeige! Die Nummer 51 zeigt eine abgeklärte und starke Leistung, welche fast mit einem Shutout belohnt worden wäre.

Diese beiden Spiele zeigen etwas deutlich: Ein Team ist nur so stark wie sein schwächstes Glied. Die beiden Spiele gegen Davos und Lugano waren der beste Beweis dafür, dass dies nicht nur ein Sprichwort ist. Gerade Torhüter sind ein wichtiges Puzzleteil für eine erfolgreiche Mannschaft. Wenn der EV Zug im Frühling wieder um den Meistertitel mitspielen will, braucht er nicht nur einen überragenden Leonardo Genoni, sondern auch einen starken Backup wie Luca Hollenstein. Für einen Angriff auf den Meistertitel braucht es jeden einzelnen Spieler, nicht nur die Topspieler. Und die Spieler brauchen den Support von den Fans.

Informationsquellen

- Artikel (Abo) der Luzerner Zeitung vom 5. Januar 2024 nach dem Spiel gegen den HC Davos.

- Artikel (Abo) der Luzerner Zeitung vom 7. Januar 2024 nach dem Spiel gegen den HC Lugano.

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