Bull-etin Zug

Gabriel Carlsson (27) wechselt dank einer Ausstiegsklausel von den Växjö Lakers zum EV Zug. Beim EVZ erhält er einen Zweijahresvertrag. Damit ist klar, dass die Zuger mit drei Import-Verteidigern in die neue Saison 2024/25 starten. Carlsson soll der Verteidigung insbesondere mit seiner physischen Präsenz und mit seinen Stärken in allen drei Zonen helfen. Dieser Transfer könnte kurzfristig zu einem Glücksgriff werden, sorgt aber schon jetzt für eine delikate Vertragssituation.

Der 27-jährige Schwede Gabriel Carlsson stösst vom SHL-Club Växjö Lakers zum EV Zug. Der Transfer des grossgewachsenen Verteidigers (195cm/92kg) macht auf den ersten Blick viel Sinn. Den Zugern fehlt es gerade in der Defensive an physischer Härte. Zudem fehlte bislang jemand, der auch vor dem eigenen Tor kompromisslos aufräumen kann. Carlsson soll dieses Problem nun entschärfen und man darf annehmen, dass ihm dies auch gelingen kann. Der Scouting Report von Eilteprospects unterstützt diese Annahme:

«Grossgewachsener Stay-at-Home-Verteidiger mit hervorragender Reichweite
und gutem Gespür für Hockey. Carlsson ist für seine Größe auch
recht beweglich und hat einen guten ersten Pass»
Auszug Scouting Report auf Eliteprospects.com

Damit startet der EV Zug mit drei schwedischen Verteidigern in die kommende Saison. Dies ist zweifelsohne ein Novum – nicht nur für den EVZ, sondern auch in der National League. Bisher spielte kein Team dauerhaft mit drei Imports in der Defensive. Es ist das Resultat der Tatsache, dass der Schweizer Verteidigermarkt wenig hergab, um das erkannte Problem zu lösen.

Über Linköping, Columbus, Washington und Växjö nach Zug

Für sein Alter hat Carlsson bereits eine ordentliche Tour hinter sich. Der Verteidiger startete seine Karriere im Nachwuchs von Örebro, bevor er auf der U18-Stufe nach Linköping wechselte. Dort feierte er in der Saison 2014/15 sein Profidebüt. 2015 wurde er im NHL Entry Draft in der ersten Runde an 29. Stelle von den Columbus Blue Jackets gezogen. Nach der Saison 2015/16 nahm ihn Columbus unter Vertrag, die Saison 2016/17 bestritt er allerdings noch für Linköping. 2017 erfolgte dann der definitive Wechsel nach Nordamerika. Zu diesem Zeitpunkt hatte Carlsson mit schwedischen Nationalteams bereits vier WM-Turniere (je 1x U17 und U18, 2x U20) bestritten.

Für die Columbus Blue Jackets bestritt er von 2017 bis 2022 80 NHL-Spiele (16 Skorerpunkte) und dabei konnte er sich insbesondere in seinen letzten beiden Jahren mehrheitlich im NHL-Team etablieren. Für das AHL-Team Cleveland Monsters bestritt er 154 Spiele (35 Skorerpunkte). Zur Saison 2022/23 wechselte er zu den Washington Capitals, bei denen er einen Einjahresvertrag erhielt. Bei den Capitals kam er aber nur zu sechs NHL-Einsätzen (zwei Skorerpunkte) und bestritt fast die komplette Saison in der AHL bei den Hershey Bears. Zur Saison 2023/24 kehrte er nach Schweden zurück und unterschrieb bei den Växjö Lakers einen Dreijahresvertrag. Dank einer Ausstiegsklausel konnte er trotz der langen Vertragsdauer den Wechsel nach Zug realisieren.

Was bedeutet der Carlsson-Transfer für die Schweizer Verteidiger?

Die spannende Frage ist nun logischerweise, was dieser Transfer für die Hierarchie in der Verteidigung bedeutet. Klar ist, dass Carlsson nach aktuellem Stand einen Stammplatz beansprucht. An dieser Tatsache könnte sich höchstens etwas ändern, wenn ein siebter Import dazu kommt und auch dann kann es sein, dass alle drei Verteidiger aus Schweden einen Stammplatz beanspruchen. Das ist insbesondere für Elia Riva (26) eine schlechte Nachricht. Der Tessiner kam in der letzten Saison nicht über die Rolle des siebten oder achten Verteidigers hinaus. Mit dem Carlsson-Transfer ist klar, dass er auch im kommenden Jahr ohne grosse Leistungssteigerung kaum eine grössere Rolle spielen wird. Aber auch die restlichen Verteidiger werden sich anstrengen müssen, um ihre Rolle behalten zu können. Sind alle Verteidiger fit und es werden wie meist deren sieben eingesetzt, muss wohl das Quartett bestehend aus Elia Riva (26), Livio Stadler (26), Dominik Schlumpf (33) und Leon Muggli (17) die ungeliebten Rollen des siebten und gar des überzähligen Verteidigers unter sich ausmachen. Der Carlsson-Transfer wird also für stark erhöhten Konkurrenzkampf sorgen. Dies ist besonders deshalb interessant, weil bei gleich drei Schweizer Verteidigern (Geisser, Stadler, Riva) der Vertrag 2025 endet.

Delikate Vertragssituation bei Bengtsson, Carlsson und Hansson

Bereits jetzt ist aber auch klar, dass die Vertragskonstellation bei Lukas Bengtsson (30, bis 2025), Gabriel Carlsson (27, bis 2026) und Niklas Hansson (29, bis 2026) heikel ist und durchaus Zündstoff beinhaltet. Sollten die Zuger aufgrund von Umständen bereits zur Saison 2025/26 wieder dauerhaft mit vier Imports im Angriff planen, müsste man sich von einem der drei Verteidiger trennen. Da Carlsson und Hansson bis 2026 gebunden sind, müsste wohl ausgerechnet Bengtsson mit seinem auslaufenden Vertrag in den sauren Apfel beissen. Ein Umstand, der für viel Unruhe sorgen würde und auch sportlich keinen Sinn macht. Es bleibt also zu hoffen, dass die Zuger nicht darauf angewiesen sind, ab 2025 wieder dauerhaft mit vier Imports im Sturm zu spielen. Heisst konkret: Sportchef Reto Kläy muss mit Dario Simion (29) verlängern – oder ihn gleichwertig mit einem Schweizer Stürmer ersetzen.

Mehr zum neuen EVZ-Verteidiger

Profil von Gabriel Carlsson auf Eliteprospects.com

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