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Viele Teams sind gesegnet mit herausragenden Offensivverteidigern. Quinn Hughes, Roman Josi, Cale Makar & Co. sind nicht nur im Powerplay regelmässige Assistgeber oder Torschützen, sondern auch aufgrund ihrer Spielintelligenz und des Talents jederzeit torgefährlich. Im modernen Eishockey nehmen die Offensivverteidiger eine zentrale Rolle ein, wenn es um die Torbeteiligungen geht.

In der aktuellen Saison fällt indes auf, dass einige Mannschaften bei der Torbeteiligung durch ihre Verteidiger einen erstaunlich hohen Prozentsatz an Torerfolgen durch ihre Defensivabteilung vorweisen. In der Kategorie der erzielten Tore pro Mannschaftsteil liegt Colorado mit Cale Makar an der Spitze. Dicht gefolgt aber bereits durch die Montréal Canadiens. Erstaunlich dabei ist: Dieser Mannschaftsteil ist bei den „Habs“ mit vielen jungen Spielern besetzt und kann auf nur zwei wirklich erfahrene NHL-Spieler (Mike Matheson und David Savard, der jedoch lange Zeit verletzt ausgefallen war) zählen. Dennoch wurden den bisher erzielten Treffern (Stand nach 40 Partien) zirka 25 Prozent durch Verteidiger beigesteuert. Das ist der Bestwert in der Liga. Zum Vergleich: Die Colorado Avalanche haben bei der Statistik der durch Verteidiger beigesteuerten Tore eine etwas tiefere Quote. Noch interessanter ist die Quote bei der torgefährlichsten Mannschaft der bisherigen Saison: Die Vancouver Canucks hatten nach 30 Runden satte 116 Tore erzielt. 19 davon durch ihre Verteidiger. Somit hat also der Mannschaftsteil um Verteidiger-Topscorer Quinn Hughes nicht einmal 20 Prozent der Tore beigesteuert. Besonders erstaunlich: Die Pittsburgh Penguins – immerhin mit Kris Letang und Erik Karlsson als Offensivverteidiger – waren lange nur auf dem 29. Platz in der Liga bei Scorerpunkten durch die Defensivspieler. Das hatte man sich beim Karlsson-Mega-Trade ganz anders vorgestellt. Mittlerweile wurde diese Statistik etwas aufpoliert.

Etwas anders sieht es auch bei der Statistik der beigesteuerten Punkte durch Verteidiger – also inklusive der Assists: Hier sind die 'Nucks einsame Spitze (ein Grossteil durch Quinn Hughes und Filip Hronek) vor Colorado, Carolina und Detroit. Wie schon bei der Statistik zu den Torerfolgen durch Defensivspieler fällt auch in dieser Kategorie auf, dass eigentlich offensiv stark eingestufte Offensivverteidigungen wie jene der Boston Bruins und Toronto Maple Leafs nicht wirklich effizient sind. Sie befinden sich im unteren Bereich dieser Statistik.

Erwähnenswert ist auch in diesem Zusammenhang, dass in einigen Mannschaften die Torbeteiligungen der Verteidiger nicht immer auf mehrere Schultern verteilt sind. So sind beispielsweise in Vancouver und Carolina mindestens zwei Verteidiger überdurchschnittlich oft an Toren beteiligt, während in Edmonton oder Nashville die Verteidiger-Tore und -Punkte vor allem durch einen Spieler erwirtschaftet werden (Evan Bouchard beziehungsweise Roman Josi). Gleiches gilt für die New York Islanders (Noah Dobson), Winnipeg Jets (Josh Morissey) oder Montréal Canadiens (Mike Matheson) - um nur eine kleine Auswahl zu erwähnen. Manche Defensivabteilungen haben natürlich auch Verletzungspech bei ihren besten Offensivverteidigern zu beklagen. So fehlte ein regelmässiger Scorer wie Adam Fox den New York Rangers wochenlang und bei den New Jersey Devils ist Dougie Hamilton nach wie vor nicht einsatzfähig.

Joël Ch. Wuethrich publiziert wöchentlich Hintergrundberichte über die NHL in der führenden Deutschen Fachpublikation Eishockey News und hat ein ausgezeichnetes Beziehungsnetz in Nordamerika. Seit 1992 ist er Chefredaktor diverser namhafter Publikationen, unter anderem auch war er beim Slapshot sowie beim Top Hockey Chefredakteur und war zudem lange Jahre für den Spengler Cup strategisch in Marketing und PR sowie als Chefredaktor tätig. Joël Ch. Wuethrich leitet seit 1992 hauptberuflich eine crossmedial aufgestellte PR-Agentur und eine Player's Management Agentur (Sportagon), ist Crossmedia-Stratege und HF-Dozent mit Lehrauftrag für Kommunikation und Marketing. Er analysiert seit 30 Jahren als Autor/Chefredakteur in der Schweiz, Deutschland sowie in Kanada die NHL und beobachtet das Eishockeygeschehen weltweit intensiv. Der Familienvater (zwei Kinder) arbeitet in der Schweiz und in Montréal, wo ein grosser Teil seiner Verwandtschaft wohnt.

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