Lions Frauen

... doch die Thunerinnen sind nicht nur Aussenseiter, sondern seit dieser Saison auch Favoritenschreck.

ZSC gegen BOMO Thun, Frauen Halbfinale 2021
Lions Frauen / BigHits.ch

Playoffs, das ist Lions-Time. Seit dem Aufstieg in die oberste Spielklasse haben die ZSC Lions Frauen 13mal in Folge ununterbrochen die Playoffs erreicht. Bomo Thun, 1992 entstanden aus einer Fusion von BOMO Interlaken («Berner Oberländer Modies») und dem DSC Thun, und 2006 nach den Mannschaftsrückzügen von Lyss und Illnau-Effretikon aufgestiegen, steht immerhin auch bereits zum sechsten Mal in den Playoffs.

Nimmt man allerdings die Meisterschafts-Medaillen als Massstab, dann ist der EV Bomo Thun nur die Nummer 5 der aktuellen Liga-Teams. Hinter den beiden Serienmeistern Ladies Lugano und ZSC Lions sowie Reinach und Neuenburg kommen die Berner Oberländerinnen auf eine einzige Bronzemedaille, gewonnen 2016/2017 nach einer 0:3-Halbfinal-Niederlage gegen die ZSC Lions und einem Sieg gegen Neuenburg im kleinen Final. In der Saison 2015/2016 hiess der Sieger des Halbfinal-Duells ebenfalls ZSC Lions und auch die drei weiteren Halbfinal-Serien der Thunerinnen gegen Lugano gingen allesamt verloren. Damit steht Bomo Thun auch nach 15 Playoff-Halbfinalpartien noch ohne Sieg da. Höhepunkt der bisherigen Spiele der beiden Teams ausserhalb der Meisterschafts-Runden war der epische Cupfinal 2018, als sich die Zürcherinnen erst in der Verlängerung durchsetzen konnten, Bomo Thun aber mit der Silbermedaille das bisher beste Resultat in der Clubgeschichte erreichte.

Der neue Favoritenschreck

Der Playoff-Erfolglosigkeit steht allerdings die Tatsache gegenüber, dass sich die Thunerinnen in der diesjährigen Qualifikation mehr als je zuvor zum Favoritenschreck entwickelt haben. Gegen die Lions Frauen reichte es zu einem Overtime-Sieg in Zürich, gegen das zweitplatzierte Lugano eroberten die Berner Oberländerinnen mit ihren beiden Auswärtssiegen im Tessin gar fünf Punkte. Das reichte zur komfortablen Playoff-Qualifikation, nicht aber um den Thurgau Indien Ladies den dritten Qualifikationsrang streitig zu machen.

Erfolgreiche Ausländerinnen

Das Team von Bomo Thun zeichnet sich seit Jahren durch Kaderkonstanz aus: Captain Andrea Schranz etwa steht bereits in ihrer 15. Saison, Tanja Hänggi und Simone Minder bestreiten ihre 9. Saison im Dress von Bomo, Jana Gerber kommt auch 8 und Sandra Heim und Rahel Hänggi je auf 7 Spielzeiten. Getragen wird das Team allerdings seit Jahren weniger von den Schweizer Spielerinnen als vielmehr durch die Ausländerinnen. Mit einer Ausnahme: Laura Zimmermann, die bald 18jährige Neo-Nationalspielerin, liegt in der Skorerliste mit 24 Punkten aus 20 Spielen (22 Tore, 2 Assists) noch knapp vor ihren Teamkolleginnen Viktoria Maskalova (20 Punkte) und Kamila Wieczorek (19 Punkte). Damit sind die drei Bomo-Spielerinnen noch vor der besten Skorerin der ZSC Lions, Isabel Waidacher (8 Tore, 11 Assists aus nur 11 Spielen) klassiert. Allerdings: Während sich bei den ZSC Lions nicht weniger als 20 von 23 eingesetzten Spielerinnen in die 78 Tore teilen, haben Zimmermann und Co mit 54 Treffern über 80 Prozent der 62 Thuner Tore erzielt.

Als Favorit, aber mit Demut

Lions-Headcoach Andrin Christen hat die dreiwöchige Pause seit dem letzten Meisterschaftsspiel für Detailarbeit genutzt. «Wir dürfen mit der Qualifikation durchaus zufrieden sein, wir haben einiges erreicht, gut gespielt, der Prozess und die Richtung stimmen.» Doch es gebe immer etwas zu verbessern, an den wichtigen kleinen Sachen zu stimmen. Das heisst aber noch lange nicht, dass die Arbeit getan ist. Im Gegenteil: Der Teufel liegt im Detail, an kleinen Anpassungen und Verbesserungen.» Christen wird die Playoffs mit jenem Team bestreiten, das ihm in der letzten Phase der Qualifikation zur Verfügung stand. Es sei durchaus möglich, dass die eine oder andere Spielerin wieder fit für die Playoffs sei, sagt er. Viel wichtiger ist ihm hingegen, dass «wir alle zusammen mit Demut und Bescheidenheit in die Playoffs steigen. Wir wissen um unsere Stärken, wir kennen den Gegner und werden ihn mit Sicherheit nicht unterschätzen.» Die Nachwehen der Heim-Niederlage vom letzten November seien noch allzu präsent, um vergessen zu gehen. Und da ist auch noch jene Enttäuschung präsent, die die Saison 2019/2020 prägte, als die Meisterschaft noch während dem Playoff-Final abgesagt wurde und das Team nur einen einzigen Sieg vom 7. Meistertitel entfernt war…

( 25 February 2021 | awe | Report an error )